Juni 2025
Stets auf der Suche nach langen, leichteren Touren hielt die „Heimspiel“ vor ein paar Jahren Einzug in unsere „Will – do“ – Liste und verweilte dort, bis uns der Moment geeignet schien die Tour in Angriff zu nehmen.
Eine lange Tour in einer Nordwand – perfekt für den zweitlängsten Tag des Jahres mit gemeldeten 33° C.
Wir starten früh nach Huben im Ötztal, von dort geht es mit den E – Bikes hinauf zur Polltalalm. Der Äußere Hahlkogel lacht uns schon vom Tal entgegen, aber so nah wie alles scheint ist es dann doch nicht, fast eine dreiviertel Stunde brauchen wir bis zur Alm und zu Fuß dann noch einmal eine Stunde bis zum Einstieg am Ende eines Schneefeldes vor dem Inneren Hahlkogel. Ob die Tour angeschrieben ist kann ich nicht sagen, die ersten Meter waren noch unter Schnee, aber man sieht die Bohrhaken gut vor der schuppigen Verschneidung blinken.
Die Wand ist im Schatten, aber vor dem Schneefeld ist noch Sonne, wir ziehen uns dort an um, wie Sprinter sagt, die letzten Augenblicke in der Wärme zu genießen bis wir dann für lange Zeit in der schattig – kühlen Nordwand hängen.
Da meine bisherige Nordwanderfahrung gezeigt hat, dass auch die nordigste Wand mal in die Sonne kommt, bin ich kurzhosig und mit reichlich Wasser ausgestattet – man weiß ja nie! Und um das vorweg zu nehmen: ab dem 2. Stand sind wir in der Sonne und bleiben das auch, bis wir viele Stunden später wieder bei unseren E- Bikes ankommen. Der Äußere Hahlkogel ist Mitte Juni von ca 10 Uhr bis 20 Uhr in der Sonne und nur der Einstiegshöhe von 2200m ist es geschuldet, dass die Temperatur trotzdem angenehm ist und wir ohne Hitzekoller davonkommen.
Die Einstiegslänge ist vom Schnee poliert und feucht, darum startet Sprinter obwohl sie nur 5 ist. Passt gut, denn es zeigt sich, dass der Fels ab der zweiten Länge schön rau und griffig ist.
Die tendenziell leichteren Längen steige ich vor, die schwereren Sprinter, und wir kommen tatsächlich auf ein solides fifty- fifty weil wir die Länge am Band durch zwei teilen.
Der Hahlkogel ist ein Plattenpanzer, und die Kletterei auch dementsprechend. Platten Platten Platten, und nur die Größe der Knubbel und Leistchen und Schüppchen entscheidet über den jeweiligen Schwierigkeitsgrad. Eine so lange Tour mit Bohrhaken auszustatten ist eine enorme Leistung, nur zu verständlich dass die Absicherung daher gut, aber weit weg von Plaisir ist. Je leichter die Länge umso weiter die Abstände, die Abstände in den 4er Längen sind riesig. Wer kein stabiles Nervenkostüm hat sollte hier nicht einsteigen, denn nur in den allerschwersten Passagen häufen sich die Haken. Schummelexe und mobile Absicherungen kann man getrost daheim lassen, nur selten ließe sich etwas aufbessern und irgendwie sind die Abstände immer weit, also Augen zu und durch.
Es sind nicht nur viele Längen sondern auch lange Längen, meist zwischen 40 und 50m, und immer tänzelt man auf den Zehen herum, ab der 10. Länge spüren wir beide unsere Füße sehr.
Nach der 13. Länge sehe ich endlich das Gipfelkreuz blitzen, eine sehr willkommene Motivation für die letzten 2 Längen, dann endlich sind wir am Gipfel.
Abstieg: nun geht es den Grashang hinunter. Ob man eine strategisch günstige Route wählt (rechtshaltend wo der Hang kürzer wird) oder einfach irgendwie hinunter bleibt einem selbst überlassen, man muss jedenfalls runter bis ins Tälchen. Steigspuren gibt es nicht, zumindest keine durchgängigen. Der Innere Hahlkogel scheint kein Wanderberg zu sein (was ich irgendwie verstehen kann). Endlich unten trifft man auf einen ebenfalls nur schwach sichtbaren Weg mit sehr sporadischen Markierungen, erst bei der Abzweigung zum Äußeren Hahlkogel wird der Weg eindeutig und durchgängig markiert. Die Gegend ist wunderschön und menschenleer, weit und breit keine Zivilisation in Sicht. Die Sonne knallt, zum Glück fließt hier ein Bach und so verdursten wir wieder einmal nicht. Es zieht sich, da wir immerhin zwei Berge umrunden. Am Hahlkogelhaus vorbei geht es dann endlich wieder in Richtung Polltalalm und kurz unterhalb der Alm treffen wir auf den Forstweg. Eine Einkehr geht sich leider nicht mehr aus, es ist 19:30 Uhr, ein letztes Mal blicken wir auf unsere immer noch sonnenbeschienene Nordwand und fahren hinab ins Tal.
Fazit: Tolle Tour für lange Tage und gute Nerven! Der Zeitbedarf insgesamt ist nicht zu unterschätzen (bei uns 12 Stunden Auto - Auto), ohne E- Bike nur für Konditionshelden, aber auch mit braucht es gutes Durchhaltevermögen.
Wir sind mit 50m Seil geklettert, das ist sich in jeder Länge ausgegangen. Abseilen ist so zwar auch möglich (lauter Klebehaken in der Tour) aber sicher elendiglich mühsam. Mobile Sicherungsmittel sind kaum einsetzbar und nur Ballast, besser einen Liter mehr Wasser mitnehmen. Die Stände sind solide und meist bequem, müssen aber selber verbunden werden. Danke an die Errichter!
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