Arco

 

Meine erste Begegnung mit Arco war an einem kalten Januartag 2016. In Tirol schneite es und ich konnte mir nicht vorstellen dass man nur 200 Kilometer weiter südlich trotzdem im Freien klettern kann. Man konnte, wobei es im Jänner auch in Arco durchaus Minustemperaturen gibt.

 

Hier ein paar Infos für alle die immer schon mal nach Arco zum Klettern wollten es aber bisher nicht getan haben:

 

Temperaturen

In Arco / Umgebung kann man grundsätzlich das ganze Jahr klettern. Abgesehen von den Wintermonaten nutzen wir Arco auch als Alternative wenn es bei uns regnet oder in den Dolomiten zu nass ist.

Im Hochsommer (Juni – September) sollte Arco nicht die erste Wahl sein, da brennt die Sonne ganz schön herunter und außerdem ist das Sarcatal voll mit Radfahrern und sonstigen Touristen. Falls es doch Arco wird ist man im Vorteil wenn man die Ausrichtung der Wände im Auge hat. San Paolo und die Coste dell Anglone kommen zum Beispiel ab mittags langsam in den Schatten. Super sind im Sommer allerdings die vielen Seen (und hier meine ich nicht den Gardasee) und auch die Sarce die man nach dem Klettern zum Abkühlen nutzen kann.

 

Gleiches gilt für den Winter: plant man ein Wochenende in Arco ist wolkenloser Himmel und möglichst Windstille wichtiger als die Temperaturen. So kann man auch bei wenigen Plusgraden sehr angenehm klettern, vorausgesetzt man wählt die richtige Wand zur richtigen Zeit.

Perfekt ist hingegen das Frühjahr und der Herbst.

 

 

Schwierigkeitsgrade

Ich habe schon des öfteren gehört dass die Touren in Arco „hart“ bewertet sind. Ich kann das so nicht bestätigen weil es meiner Meinung nach a) überall Touren gibt die schwerer (oder leichter) sind als vergleichbare Touren im selben Schwierigkeitsgrad und b) es darauf ankommt mit welchen Gebieten man Arco vergleicht. Ich finde die Bewertung ähnlich wie etwa im Wilden Kaiser oder den Dolomiten, und das bedeutet dass eine 4 schon ziemlich anspruchsvoll sein kann.

Wer das erste Mal in Arco ist tut sicher gut daran ein bisschen tiefzustapeln und für den Anfang Touren zu wählen die nicht am oberen Ende der eigenen Möglichkeiten sind.

Leider sind die leichten Touren, vor allem am Parete San Paolo, auch dementsprechend abgeschmiert. Ein sehr „freundliches“ Gebiet ist Regina del Lago, dort ist die Bewertung vergleichsweise mild – „klassische Touristenbewertung“ (hier bin ich sogar schon 6er vorgestiegen). Grundsätzlich kann man davon ausgehen: je älter die Tour desto strenger die Bewertung.

 

 

Absicherung

Wer alpin klettert muss mit mobilen Sicherungsmitteln vertraut sein – alles andere ist sowieso fahrlässig. Ich kenne nur wenige Touren in Arco die so gut abgesichert sind dass man keine zusätzlichen Sicherungsmittel braucht. Wir haben grundsätzlich immer ein paar Band- und Kevlarschlingen dabei (zum Stände verbessern, Sanduhren fädeln usw.), außerdem einen Satz Friends und Klemmkeile. Lieber zu viel als zu wenig ist hier die Devise.

 

Wer sich nur mit einem Bolt als Sicherung wohlfühlt wird nicht viel Freude haben – Sanduhren, Baumschlingen und auch Normalhaken trifft man im Sarcatal viel öfter an.

 

Sehr viele Touren im Sarcatal wurden und werden von Heinz Grill erschlossen. Man erkennt sie an der blauen Schrift beim Einstieg. Heinz Grill hat einen speziellen Zugang zum Klettern und sichert seine Touren üblicherweise gut aber nicht übertrieben ab. Er hat diesbezüglich auch einen eigenen Stil:

  • Ich weiß nicht genau wie groß Heinz Grill ist aber ich vermute mal deutlich größer als wir (1,70). Jedenfalls sind speziell die Bolts oft in einer Höhe angebracht die das Einhängen schwierig machen

  • Bolts verwendet er nur da wo es keine anderen Möglichkeiten gibt (z.B. Platten)

  • Sehr gerne verstecken sich die Sicherungen – oft sieht man sie erst wenn man davor steht

  • In leichtem Gelände gibt es oft nur sehr wenige Sicherungen, schwierige Passagen sind dafür üblicherweise sehr gut abgesichert

  • Speziell die Quergänge – hier ist die Absicherung oft richtig nobel

 

Übernachten

In den warmen Monaten übernachten (nicht campen!) wir im Freien. Das wird zwar grundsätzlich nicht gerne gesehen aber an den meisten Orten außerhalb von Arco toleriert. Diese Toleranz sollte man nicht überstrapazieren – also den Schlafplatz so hinterlassen wie man ihn vorgefunden hat, ohne Müll und sonstige Überbleibsel.

Camping ist in Italien teuer und die Campingplätze in und um Arco sind oft ausgebucht.

Wenn es zu kalt für draußen ist gibt es viele günstige B&Bs oder Appartements, vor allem wenn nicht gerade ein Feiertag ist. Wir haben hier schon einiges ausprobiert und wurden noch nie enttäuscht. Für 40 – 50 Euro bekommt man absolut passable Unterkünfte.

 

 

Chillen

Im Sarcatal gibt es wunderschöne Plätzchen, es lohnt sich, den Gardasee zu ignorieren und einen Ruhetag mal dafür zu nutzen ein bisschen die Gegend zu erkunden.

Tolle Seen sind zum Beispiel der Ledrosee, der Tennosee oder der Lago di Lamar. Vor allem frühmorgens absolute Seelenschmeichler!

 

 

Shoppen

Früher war Arco ja mal ein Einkaufsmekka für Kletterer. Früher, als es noch kein Onlineshopping und keine eigenen Kletterabteilungen in den Sportgeschäften gab.

Heute ist Arco immer noch der Ort mit der größten Dichte an Klettergeschäften, für mich persönlich zu viel des Guten und auch die größten Fashion - Victims brauchen wohl keine 10. Kletterhose. Preislich unterscheidet sich Arco auch nicht von den heimischen Anbietern.

 

„Normale“ Geschäfte gibt es nur wenige. In Dro befindet sich ein Schuhsupermarkt den ich mir natürlich unbedingt anschauen musste. Leider auch dort: das Preisniveau wie in Österreich, die Auswahl nicht unbedingt meines (zur großen Freude von Sprinter).