Der zweite Fixpunkt unseres Urlaubs – Ailefroide, Kletterparadies in den französischen Alpen.
Wo liegt Ailefroide? Grob gesagt: Am A… der französischen Welt. Wir passieren die italienisch – französische Grenze nahe Briancon und fahren dann durch ein Bergdorf, und ein weiteres Bergdorf, und noch ein Bergdorf, und nach ganz vielen Bergdörfern geht’s noch durch einen wirklich dichten, wirklich dunklen Wald (zumindest ist er um acht Uhr abends bei Regen dunkel) und wenn man durch den Wald durch ist, ist man auch schon in Ailefroide.
Ailefroide ist richtig cool und eine klare 5 – Sterne – Empfehlung für die Alpinschnecken dieser Welt - noch nie habe ich so viele (für mich ) machbare Touren auf so engem Raum gesehen! Für potenzielle Nachahmer – Schnecken gibt´s deswegen hier ein paar nützliche Infos:
Camping
In Ailefroide gibt´s keinen Campingplatz, Ailfroide IST ein Campingplatz. Der Campingplatz ist riesig, unkompliziert (zumindest Anfang Juli war keine Reservierung nötig) und günstig (18 Euro / Tag für 2 Personen, WoMo und Strom). Das Gelände, eine große Waldlichtung + umliegende Wäldchen, erinnert an Woodstock. Trotz der Größe ist es erstaunlich ruhig und stressfrei.
Orientierung
Rund um den Campingplatz sind Felsen, weswegen die Orientierung für Neuankömmlinge gar nicht so einfach ist. Am besten kauft man sich als erstes in einem der zwei Klettergeschäfte im Ort den Führer „Ailefroide Climbs“ (gibt’s auf Französisch oder Englisch um wohlfeile 12 Euro) und vertieft sich mal einen Nachmittag lang in diese sehr unterhaltsame Literatur – der Führer enthält Sportkletterrouten und über 150 lange Touren, eingebettet in viele Anekdoten. So viele Anekdoten, dass die Infos fast ein bisschen untergehen, aber anscheinend ist das „state of the art“ bei den französischen Schreiberlingen.
Schwierigkeiten
Es gibt viele Routen im Bereich 5a – 6a die auch noch gut abgesichert sind, weswegen sich viele Einsteiger in den Wänden tummeln. Darum gibt’s auch in den leichten Touren oft Stau, und zumindest einmal am Tag zieht der Heli seine Runden und klaubt Kletterer, die zwar klettern können aber noch nie Mehrseillängen geklettert sind oder abgeseilt haben, aus einer Tour (Abseilen tut man in Ailefroide ziemlich oft).
Für mein Empfinden ist die Schwierigkeitsbewertung sehr okay, außer vielleicht in den typischen „Ailefroide – Platten“ an die man sich erst mal gewöhnen muss.
Wetter
Ailefroide liegt zwar auf 1500m, andererseits aber auch ziemlich weit im Süden, deswegen sind die Temperaturen im Juli dort grundsätzlich sehr angenehm. Außer es regnet, was während der 8 Tage die wir dort waren an ungefähr 7 Tagen der Fall war (was laut Aussage unserer Campingnachbarn ziemlich untypisch ist). Gut ist, dass es meist erst am Nachmittag zu regnen beginnt und die Felsen enorm schnell trocknen – Regen in der Nacht ist kein Problem. Schlecht ist , dass der konstante abendliche Regen auf Dauer auch den kleinsten Grashalm auskühlt (weswegen wir nach 8 Tagen auch leider, leider diesen bezaubernden Ort verlassen haben).
Infrastruktur
Wie erwähnt, Ailefroide = Campingplatz. Außerhalb des Campingplatzes gibt es aber tatsächlich noch so was wie den Ort „Ailefroide“. Dort finden sich: die zwei erwähnten Klettershops, ein Bergführerbüro, ein (oder zwei?) Cafes und ein (oder zwei?) Hotels mit Restaurants. Und eine Art Minisupermarkt, der zwar alles überlebenswichtige (Bier. Schokolade.) offeriert, jedoch zu gesalzenen Preisen. Grundnahrungsmittel sollte man deshalb, wenn ein längerer Aufenthalt geplant ist, vorab besorgen.
Zustiege
Wenn man länger in Ailefroide ist wird man richtig zustiegsfaul. Wie haben unser WoMo während des ganzen Aufenthalts keinen Meter bewegt – alle anvisierten Touren waren in 10 bis 45 Minuten (wenn´s schon Richtung Gletscher geht) erreicht.
Was gibt´s noch über Ailefroide zu sagen?
Wer mal nicht klettern mag sollte unbedingt zu „Pré de Madame Carle“ spazieren. Die Örtlichkeit mit dem verwirrenden Namen (ich dachte erst an einen Kindergarten…) ist ein Refugio am Rande des „Glacier Noir“ und „Glacier Blanc“ ganz hinten im Tal, zu Fuß vom Campingplatz in einer guten Stunde zu erreichen. Hin sind wir (unbeabsichtigt) auf der Asphaltstraße, Retour den Weg rechts vom Fluß – wunderschön! Man könnte in einer weiteren Dreiviertelstunde hinauf zum Gletscher wandern, außerdem gibt’s dort ein paar Klettertouren die wir vielleicht ein anderes Mal und mit besserer Kondition in Angriff nehmen werden.
Empfehlungen
Eigentlich sind sämtliche Kletterempfehlungen für Ailefroide überflüssig. Hinfahren, Kletterführer studieren, loslegen! Ein paar Highlights unseres Urlaubs werde ich trotzdem und in aller Kürze vorstellen.