Autos

 

Woran erkennt man einen Kletterer?

Am VW – Bus!

 

Okay, das ist vielleicht etwas überspitzt, aber was Wahres ist schon dran, denn wenn man im Sommer in den Dolomiten unterwegs ist oder auch irgendwann in Arco sieht man hauptsächlich groooße Autos am Straßenrand.

In meinem früheren Leben (also quasi im Prä - Kletteritum) fragte ich mal einen Bekannten wofür er sein großes Auto , einen Opel Vivaro, brauchen würde und er meinte es wäre schon praktisch weil da alle Klettersachen Platz hätten. "Klettersachen" - das beinhaltete damals für mich genau eine Sache, nämlich ein Seil. Und das konnte man sich ja wohl notfalls sogar auf einen Gepäcksträger schnallen. Oder? Dazu muss ich sagen dass damals in meiner Vorstellung ein Seil nichts anderes war als eine besonders lange, besonders robuste Schnur. Wie naiv!

 

Aber auch später, als mir klar wurde dass die “Schnur” bei weitem nicht das einzige Utensil ist dass man zum Klettern braucht sah ich noch nicht so ganz den Sinn in den großen Karren. Gurte, Schuhe, Karabiner, Exen, Rucksack – hatte alles pipifein Platz im Kofferraum unseres Opel Astras.

 

Noch später: Schlafen im Freien. Zum üblichen Equipment gesellten sich jetzt noch Schlafsäcke, Isomatten, Kopfpolster und Hüttenschlafsack für mich (ja! Prinzessin!) und Minizelt. Jetzt mussten wir ein bisschen planen , einfach – in – den - Kofferraum – schmeißen ging nicht mehr, aber: alles hatte Platz.

 

Und noch etwas später: Klettern in den Dolomiten bzw. dort, wo kein Supermarkt, kein Cafe, nicht mal eine Tabaktrafik in Reichweite sind. Zu oben genanntem addiert man noch Gaskocher, Fresspaket, Espressomaschine (italienische Variante), Basisversorgung an Toilettartikeln und Ersatzgewand und notwendigstes Geschirr. Erste Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der Mitnahme einer Tagescreme (Reisevariante) oder eines zweiten T - Shirts begannen. Sprinter, geborener Minimalist, empfindet alles was er nicht am Leib trägt oder unmittelbar zum Klettern oder Überleben braucht als Luxus. Ich, angehende Minimalistin, brauche zumindest eine hauchdünne Verbindung zur Zivilisation. Einige Kompromisse und viele tetrismäßige Stapelversuche später ging der Kofferraumdeckel zu.

 

So. Es begab sich nun, dass wir eine Tour im Wilden Kaiser planten und am Vorabend schon mal zur Griesenauer Alm fuhren damit wir am nächsten Tag zeitigst starten konnten. Wir stiegen bei lauen Sommerabendtemperaturen ins Auto, einige Kilometer später begann es zu nieseln, Minuten später zu regnen und Sekunden später zu schütten. Bis zur Griesenauer Alm nichts als hektoliterweise Wasser von oben. Dort am Parkplatz (der einem Tümpel glich) war klar: draussen schlafen ist unmöglich. Das Zelt, gut geeignet um Morgentau abzuhalten, würde dem Gewitter nur Sekunden standhalten. Also schliefen wir im Auto, das Sprinter zwar mit einigen Kunstgriffen in ein akzeptables Schlafgemach verwandelte und doch verspürte ich das erste Mal Sehnsucht nach .... einem VW Bus.

 

Dem ersten Mal sollten noch viele weitere folgen, bis der Tag kam, an dem unser Opel (der altersmäßig knapp vor dem Oldtimerstatus stand) endgültig von uns ging.

 

Einige Wochen lang erlaubte ich mir von einem großen, geräumigen Auto zu träumen.

Am Ende entschieden wir uns für einen Kia Piccanto.

Man könnte sagen, Vernunft siegte über Komfort, aber viele Gründe sprachen für diesen Minispucker.

 

  • Parkplätze: in Innsbruck rar, aber mit unserer Hutschachtel finden wir immer irgendwo eine Lücke wo wir uns reinzwängen können

  • Geld: billig in der Anschaffung, billig im Erhalt.

  • Einbruchsicher: Es ist wohl so dass sich nicht mal der kreativste Dieb vorstellen kann dass in unserem tetrapackgroßen Kofferraum stehlenswerte Kostbarkeiten zu finden sind

  • Zweckmäßigkeit: letztendlich ist unser Kia ein Gebrauchsgegenstand. Den wir viel öfter für kurze Stadtfahrten als für lange Kletterausflüge benutzen.

 

Bis jetzt kann ich nicht jammern, über den Winter musste nur die Basisausrüstung im Kofferraum Platz finden.

Wie das in den nächsten Monaten wird, in den Dolomiten, bei Regen.... wir werden sehen.

 

Sollte also irgendwer im Sommer im Gebirge auf eine Frau mit trockener (weil ungecremter) Haut und stinkigem T – Shirt (weil ohne Ersatzgewand) treffen – das bin dann wohl ich.