„Victoria Führe“, Torre Juac, Wolkenstein, 10+1 SL, 4+

Juli 2020

 

Unverhofft kommt... nicht sooo oft, aber in dem Fall gerade recht! Eigentlich dachte ich nämlich, dass wir mit der „Westkante“ auf den Torre Firenze und der „Via del Rifugio“ auf den Torre Juac schon alles gemütlich kletterbare bei den zwei Türmen in Wolkenstein ausgeschöpft haben. Ja, und dann zaubert Sprinter ein Topo hervor und ich bin sofort begeistert.

 

Traumwetter als wir den schon gut bekannten Weg Richtung Juac Hütte entlangwandern. Dann geht es nicht, wie zu den anderen Touren; links, sondern rechtshaltend den Abstiegsweg von der Stevia – Hochfläche hinauf bis wir zu einer Schotterreise kommen. Wir gehen einem angedeuteten Steig nach der ziemlich gerade nach oben führt, genauso gut könnte man dem Abstiegsweg weiter nach oben folgen und die Schotterreise ganz oben queren.

 

Am Einstieg sehe ich sofort: das wird meine Tour! Genau mein Gelände, genau mein Fels, supi! Während wir unsere Einstiegszigarette rauchen kommen zwei Männer des Weges. Einheimische, und wir bieten ihnen sofort den Vortritt an, vor allem da einer der beiden die Tour kennt was ja nie schaden kann.

Sie wollen erst nicht; Sprinter überzeugt sie mit den Worten „Sie (also ich!) wird nervös wenn jemand hinter ihr ist“. Das ist erstens eine Frechheit und zweitens nicht wahr. Viel eher ist es so dass Sprinter mich, wenn jemand hinter uns ist, immer zur Eile antreibt was dann auch bedeutet dass ich mir meine Vorstiegsrechte noch härter erkämpfen muss als ohnehin schon (weil ich ja sooooo langsam bin [eine weitere Unwahrheit]). Wie auch immer, die Männer steigen vor, wir nach, und es ist vom ersten Meter an Genuß.

 

Die Männer vor uns sind gar nicht so schnell und wir gar nicht so langsam (Überraschung!), bald haben wir die erste Wartepause am Stand. Die Tour bewegt sich konstant im 4. Grad, manchmal leichter, ganz selten einen Meter etwas schwerer (im oberen 4. Grad), ich kann also alles vorsteigen und starte in Länge 4 damit. Die ist aber nur wenige Meter zum Klettern, dann legt sich das Gelände zurück und das lange Schotterband beginnt. Am Band ist ein Stein mit zwei Normalhaken; den sollte man als Stand benutzen, bis zum nächsten Stand in der Wand sind es nochmal einige Meter und das 60 m Seil reicht nicht. Unwissenderweise lasse ich den Stand aus und Sprinter muss irgendwann wohl oder übel nachklettern.

 

In der Wand steckt nur ein Normalhaken, suboptimal als Stand aber hier ist kein Absturzgelände. Die nächste Länge ist erst etwas schwerer (Achtung auf den Seilverlauf; vor der Linksquerung verlängern!) aber sehr schön zu klettern.

 

Die nächste Länge ist richtig cool, mit der perfekten Steigung für mich und immer in meinem Wohlfühlbereich. Am Ende der Länge bin ich kurz irritiert weil die zwei Männer nach links gequert sind. Da Sprinter ja null auf meine Orientierung vertraut und mir eingebläut hat mich immer an die zwei zu halten tapse ich ihnen nach und wenige Augenblicke später wieder zurück. „Wir glauben wir sind hier richtig“ war der Zaubersatz der mich zur Umkehr bewogen hat. Weil ich nett bin rufe ich ihnen zu dass ich den Stand gefunden habe was zumindest einen der beiden etwas unruhig werden lässt.

 

Also sind wir jetzt vorne und ich sowieso, weil die nächste Länge steige ich nochmal vor. Eine Rampe nach links (in Baumnähe ist eine Sanduhrschlinge), dann gemütlich nach oben. Soo cool!

Die zwei Männer haben ihre Variante auch aufgegeben und halten sich jetzt an uns. Umkehr der Mächte sozusagen.

 

Die nun folgende Schlüsselseillänge steigt Sprinter vor. Die Länge an sich ist wieder schön und nicht schwerer als alle anderen, nur bei der Schlüsselstelle, einer Felsnase die man überwindet mit anschließender kurzer Linksquerung, muss man sich kurz überwinden.

Stand in Nische, von der Nische geht es luftig ums Eck (luftig eigentlich nur vom Stand aus, in Echt ist man sofort wieder im feinen Gelände) und weitere schöne Klettermeter zum Stand. Der Stand dürfte wohl einer der exponiertesten ever sein was man aber zum Glück erst realisiert wenn man weitergeklettert ist. Die zwei Gratlängen bin ich nochmal vorne, man könnte die auch am laufenden Seil gehen wenn man genug Material mithat. Ende ist wieder auf der Wiese; die letzten Längen hat man mit der „Via del Rifugio“ gemeinsam.

 

Abstieg: wir wählen wieder den Schnellabstieg über die Rampe. Beim zweiten Mal weniger fürchterlich da bekannt. Man sollte sich recht bald in Abstiegsrichtung links halten, ganz nah bei der Wand. Dort ist ein angedeuteter Steig und der Abstieg etwas angenehmer. Unten verläuft sich wieder alles und ist blöd, aber nur kurz. Dann wieder den gemütlichen Wanderweg retour.

 

Fazit: Einfach nur schön, eine absolute Empfehlung für alle die nur Genießen wollen ohne Angst und Überraschungen. Der Fels ist meist sehr gut, die Absicherung, eine Mischung aus (blauen) Bolts, Sanduhren und wenigen Normalhaken, ausreichend. Wer sich im 4er Gelände pudelwohl fühlt braucht nichts zusätzliches, ansonsten sind ein paar Bandschlingen und Friends nützlich. Die Bewertung passt, diese 4er sind 4er und keine dolomitischen „fühlt - sich - eher - nach - 6 -an“ - 4er. Die Routenfindung an sich ist nicht schwer, nur bei besagtem Schotterband muss man nach dem Normalhaken Ausschau halten und weiter oben sollte man keine Linksquerung einbauen. Die Gratlängen sind ein Erlebnis, das Panorama sowieso. 6 von 5 Sternen!

 

Fazit-Sprinter: Da ich ja immer nach Touren Ausschau halte, in der meine Schnecke auch vorsteigen kann (fast total ehrlich) hab ich mir vor längerer Zeit das Topo ausgedruckt und still und heimlich archiviert :-) … irgendwann mal …

Das mit dem Vortritt der anderen Seilschaft machte ich vor allem, da wir zeitig dran waren (zumindest für diese Tour) und weil meine Lieblingsschnecke lieber trödelt als gestresst wird – und langsam waren die 2 „Jungs“ ja auch nicht.

Nur als wir sie überholt hatten waren sie recht schnell ausser Sichtweite – weil meine Schnecke echt schnell ist (total ehrlich – zumindest in so einem Gelände stimmt das wirklich!)

Die Tour ist schön – einzig die „Schlüssellänge“ ist im Mittelteil ein wenig splittrig. Für den Genusskletterer oder als Nachsteiger in der ersten Mehrseillängentour unbedingt lohnend!

und für meine Lieblings-Genuss-Schnecke auch :-)

 

Topo: auf Anfrage

 

 


„Demetz“, Große Cirspitze, Grödner Joch, 9 SL, 5

Juni 2019

Gestern war es der „Torre Juac“, heute soll es etwas anspruchsvoller werden. Anspruchsvoller – das bedeutet entweder schwerer oder alpiner, und da wir schon mal in den Dolomiten sind entscheiden wir uns für letzteres.

Unseren Nachmittag verbringen wir an einem lauschigen Plätzchen unter einem Wasserfall mit Blick auf die Cirspitzen. „Kommt zu uns!“ hören wir sie förmlich rufen und das machen wir am nächsten Tag dann auch.

 

Dass wir uns für eine wirklich alpine Tour entschieden haben merken wir schon beim Zustieg. Erst geht es den Wanderweg (alternativ Schipiste) entlang bis wir am Fuß der Schotterrinne sind. Bis dahin noch okay, und die Schotterrinne schaut so wild nicht aus. Bis zum vermeintlichen Einsteig sollten es nur mehr ein paar Minuten sein. Es ist dann doch ein recht mühsamer Aufstieg bis zur Felszunge wo wir den Start vermuten, aber Einstieg sehen wir hier keinen. Also noch weiter hinauf, so lange bis die Schotterrinne endet (bzw. anfängt) und wir vor der Wand stehen. Nun queren wir nach rechts auf den Vorbau, auch eine Art Klemmblock sieht man hier, Sanduhrschlinge jedoch keine. Ganz leichte Steigspuren scheinen um den Fels zu führen, wir folgen ihnen und tatsächlich geht es hier nach oben bis zum richtigen Klemmblock mit Sanduhrschlinge.

Mühsam war der Weg bis hier, und wir haben sicher deutlich länger als 45 Minuten gebraucht. Immerhin ist der Stand im Schatten und insgesamt sehr bequem.

Sprinter startet und tut sich in der ersten Länge noch schwer mit den alpinen Verhältnissen – fehlende Sicherungen, nicht ganz einfache Orientierung, und die Vierer hier sind schon was anderes als gestern am „Torre Juac“. Immerhin, der erste Stand wird gefunden, der Anfang ist gemacht.

Die nächste Länge ist die Schlüssellänge mit einem Überhang. Kurz, deutlich besser abgesichert als die erste Länge, wir kommen voran.

 

Die nächste Länge sollte in einer Höhle enden. Ich stehe am Stand und warte. 30 Meter steht in unserem Führer, die sind vorbei und von Sprinter kein Mucks mehr. Wer Alpintouren geht weiß wie sich solche Minuten am Stand anfühlen, der Partner weder in Seh- noch Hörweite, das Seil bewegt sich keinen Millimeter. Ich warte erst noch ruhig, dann gelangweilt, dann besorgt. Wie Stunden fühlt es sich an bis endlich wieder Bewegung ins Seil kommt und ich endlich nachsteigen kann. Eine nicht allzu schwere Länge, aber Sprinter hat den Stand nicht gefunden und in einer Nische ebendiesen gebaut. Keine leichte Aufgabe bei dem ganzen Schotter.

Also ist die nächste Länge nur ein paar Meter, bis zum richtigen Stand, die paar Meter haben es aber in sich und sind gänzlich ungesichert. Nix mit „an den schweren Stellen sind Haken“ wie im Führer versprochen. Na gut, weiter im Programm.

Aus der Höhle geht eine ziemlich glatte Querung nach draussen, wieder kommt nach der Schlinge nichts. Der nächste Stand ist wieder ein Provisorium. Nicht weil Sprinter den Stand nicht gefunden hat, aber was da in der Wand links von uns baumelt schaut gar nicht verlockend aus.

 

In der nächsten Länge machen wir unsere eigene „Variante“: eigentlich ginge es jetzt um den Gupf herum – wie Dreier – Gelände schaut es aber nicht aus, also gehen wir gerade hinauf aufs Band (unschwierige Kletterei), von dort könnte man wieder dem Band folgen oder, so wie wir, noch weiter hinauf (eher rechts halten) bis man zu einem Abseilstand gelangt. Von dort abseilen, mit etwas Geschick bis zum Stand gegenüber, so spart man sich auch den Spreizschritt.

 

Viel Gemurkse bis jetzt, mir scheint wir sind schon ewig in der Tour und Uhr haben wir keine mit.

Weiter geht es mit einer Art Rampe, dann nach links steil queren.

Es folgt eine weitere nicht ganz leichte Länge, nach oben, nach rechts, dann steil plattig nach oben.

Wir finden die Tour zwar, aber Selbstläufer ist das keiner.

Jetzt soll die letzte Kletterlänge kommen. Erst leicht zu finden anhand der Sanduhren, plötzlich ist da nix mehr und Sprinter zu weit rechts (eigentlich geht es vom Stand ziemlich gerade hinauf). Ewig ewig ewig dauert es.... Ich werde langsam nervös, gefühlt ist es später Nachmittag. Endlich ist Sprinter am Stand. Kaum zu glauben, die Tour ist wirklich fast vorbei, jetzt kann man die Kletterschuhe ausziehen, in leichtem Gelände den Berg umrunden und nach zwei Minuten bergaufgehen stehen wir tatsächlich am Gipfel!

 

Abstieg: wie üblich hege ich in solchen Touren Ängste vor dem Abstiegsweg, wie so oft unbegründet: der Normalweg führt vom Gipfel gut markiert, nicht ausgesetzt und nicht mal sonderlich steil nach unten. Einige seilversicherte Passagen sollen wohl den Klettersteig markieren, notwendig ist das Einhängen nicht unbedingt. In lockeren 45 Minuten können wir die Cirspitze wieder von unten betrachten.

 

Fazit: eine Tour die die Bezeichnung „alpin“ durchaus verdient hat! Im Endeffekt waren wir um 16 Uhr wieder beim Auto, angefühlt hat sich das Ganze viel länger. Zeit und Muße sollte man für die „Demetz“ mitbringen, die Routenfindung ist nicht immer einfach, die Absicherung dementsprechend auch nicht übertrieben. Ist man mal beim Einstieg dreht man eher ungern um – den Zustieg hinabgehen ist wohl kein Vergnügen! Eine schöne Tour wenn man die entsprechenden Voraussetzungen mitbringt!

 

Fazit Sprinter: Dolomiten at its best! Die Längenangaben stimmen meist! Nicht! Aber mehr als 20 Meter sind sie nie daneben. Die Stände passen auch – zumindest von der Qualität – nicht aber mit dem Punkt im Topo … Dolomiten eben. Immer wieder beeindruckend, wie steil selbst 4er und 5er Längen doch sein können! Zu einem echten Klassiker fehlt der Tour eigentlich nur der typische Abstieg – mit ausgesetzter Kletterei und spannender Suche zwischen wackelnden Türmchen – dieser Abstieg über den „Klettersteig“ (der kastrierte Normalweg) gleicht mehr einer Autobahn.

 

 

Topo: Kletterführer „Best of Dolomiten“ (unsere Vorlage) oder, etwas abgeändert, www.sentres.com

 


„Via del Rifugio“, Torre Juac, Wolkenstein, 13 SL, 4

Juni 2019

Wir hoffen der Hitze entkommen zu können und flüchten in die Dolomiten. Als Einstiegstour „schenkt“ mir Sprinter den Torre Juac – eigentlich weit unter seinem Niveau, für mich momentan gerade richtig.

 

Der Zustieg ist wie der zum „Glückturm“ - idyllisches Wandern vorbei an der Schuatschhütte und dann zum Wandfuß, den Einstieg zum Torre Juac passiert man als erstes.

Weit oben sehen wir Kletterer, ansonsten ist zum Glück noch nicht viel los.

 

Wir gehen in Wechselführung weil sich schnell herausstellt dass die 4er hier wirklich 4er sind, also für dolomitische Verhältnisse leicht. Möglicherweise auch ein Tribut an den Tourismus, der die wirklich schöne Gegend hier leider fest im Griff hat.

 

Die Route ist verglichen mit dem Glückturm ein Stück leichter, dafür deutlich besser abgesichert. Die Bolts sind sogar blau damit man sie vor dem grauen Hintergrund besser sehen kann.

 

In der zweiten Länge übersieht Sprinter den Stand, zum Glück ist hier zu Beginn leichtes Gelände sodass wir ein Stück am laufenden Seil gehen können, insgesamt haben wir aber relativ wenig Probleme mit der Routenfindung. Bis auf die achte Länge, dem flachen Grat, hier irre ich ein bisschen herum bis ich auf den Stand treffe (er ist direkt vor dem Grataufschwung, der für mich aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich war).

 

Über den Grat ist es teils luftige aber nicht wirklich ausgesetzte Kletterei, ausreichend mit Sanduhren gesichert wobei man meist auch zusätzlich etwas legen kann. Schwierig ist es wirklich nie, dafür hat man ein geniales Panorama und den beeindruckenden Langkofel immer im Blickfeld.

 

13 entspannte Seillängen später sind wir am Gipfel, der ist zwar umgeben von höheren Bergen, das „Geschafft!“ - Gefühl habe ich trotzdem.

 

Abstieg: vom Gipfel steigt man ein paar Meter ab und folgt dem Steig leicht nach oben. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten – entweder über die steile Scharte aufsteigen bis zur Stevia – Hochfläche und den Wanderweg entlang oder den Schnellabstieg vor der Scharte steil hinunter bis man auf den Wanderweg trifft. Option 1 bedeutet deutlich mehr Fußweg, was uns bei den erstaunlich hohen Temperaturen nicht wirklich lockt. Also Option zwei. Das erste Stück gehen wir noch auf der Wiese, dann nützt alles nichts mehr und wir queren hinüber in die „unsympathische Schotterrampe“. Steiler Schotter, mehr muss man eigentlich nicht sagen. Das folgende Bachbett ist auch nicht wirklich besser, sobald es möglich ist wechseln wir wieder hinüber in den Wald. Kein angenehmer Abstieg aber sicherlich deutlich schneller als die Alternative.

 

Fazit: Empfehlenswerte Gratkletterei die auch für Hobbyalpinisten ein Genuss ist. Verhältnismäßig gut abgesichert, gelegentlich kann man ein bisschen nachbessern (Bandschlingen!). Die Routenfindung ist meist einfach, im sehr leichten Gelände sollte man sich richtig Gipfel halten. Der Fels ist nicht immer superkompakt, wird aber mit jeder Länge besser. Nicht zu anstrengender Zustieg und tolles Panorama, nur der Abstieg ist etwas mühsam.

 

Fazit Sprinter:

Absolut keine dolomiten-typische Tour. Landschaftlich schön mit teilweise splittrigem Fels. Achtung: auch die Bewertung / Schwierigkeitsangaben sind alles andere als dolomiten-üblich!

 

Topo: bergsteigen.com

 

 

 


„Vinatzer“, Dritter Sellaturm, Sellapass 11 SL, 6-

19.08. 2018 – Turm des Grauens

Als wir Wochen zuvor die „Kasnapoff“ geklettert waren bemerkte ich schon Sprinters Blick auf die gegenüberliegende „Vinatzer“ – Sehnsucht pur! Weil die Tour ausnahmsweise mal trocken aussieht und ich ein kompromissbereiter Mensch bin steigen wir am Sonntag ein.

Meine Freude hält sich in Grenzen, was weniger an der Tour liegt sondern am Turm. Irgendwie behagt er mir nicht und ich kann mir diesmal beim besten Willen nicht vorstellen dass der Abstieg eine Freude sein wird.

Zwei Merkmale zeichnen die „Vinatzer“ aus: Sie ist (zumindest im August) nie ganz trocken und sie ist extrem begehrt. Wir haben eine Dreierseilschaft Spanier vor und zwei Allgäuer hinter uns, damit kann ich leben. Jeder hat ein Topo und jedes Topo ist unterschiedlich, was typisch ist für die Dolomiten. Entsprechend konfus geht es am Anfang zu. Die ersten zwei Längen sind relativ leicht aber stellenweise feucht, mit etwas Glück findet man die sehr seltenen Haken. Grundsätzlich ist aber in der Tour Eigeninitiative gefordert was die Absicherung betrifft! Die erste schwere Länge mit Überhang hat es schon in sich, außerdem ist sie ebenfalls teilweise nass. Den folgenden Stand findet Sprinter nicht, was kein Wunder ist und eigentlich auch egal, die Stände sind nämlich nicht sehr vertrauenswürdig. Es folgt eine recht glatte Rampe und schließlich ein enger aber kurzer Kamin. Nach einer weiteren Länge erst durch eine Verschneidung und dann über Schrofen stehen wir auf dem Spiralband und haben den ersten Teil hinter uns. Das Spiralband ist tatsächlich relativ breit, was man von unten gar nicht sieht. Aufgrund der schwierigen Orientierung und schlechten Absicherung haben wir fast vier Stunden für den ersten Abschnitt gebraucht. Es ist jetzt 13 Uhr. Wir pausieren und lassen die Allgäuer Seilschaft vor. So richtig Lust habe ich nicht auf den restlichen Turm, noch einmal einsteigen und die Tour ein anderes Mal beenden will ich aber auch nicht. Ich beäuge kritisch den Himmel. Er ist blau aber für den Nachmittag ist eine 40%ige Gewitterwahrscheinlichkeit vorhergesagt, und 40 % sind in den Dolomiten gleichbedeutend mit 100%.

Wir beschließen schließlich die „Jahn – Führe“ hinauf auf den Gipfel zu nehmen. Sie ist zwar länger aber auch leichter und startet direkt am Spiralband.

Schon in der zweiten Länge merke ich: ich will runter von diesem Turm.  Sprinter merkt es mir an und außerdem beginnt es leicht zu nieseln, wir seilen ab.

Kaum sind wir wieder auf dem Spiralband hört es auf zu nieseln. Und beginnt zu regnen. Und zu donnern. Und zu blitzen.

 

Abstieg: Laut Topo seilt man jetzt ab, aber von wo? Als Sprinter auf die gegenüberliegende Wand deutet trifft mich fast der Schlag – durch den Regenschleier sehe ich den Abseilring. Es nutzt nichts, wir packen das zweite Seil ein und Sprinter geht vor. Über eine schmale Rampe (3), gesichert durch eine Sanduhr und einen Haken, steigen wir auf die andere Schluchtseite. Bei Trockenheit nicht weiter schlimm, ist die Rampe jetzt patschnass und ich tänzle mit nassen Schuhen auf nassem Fels am Rand der Rampe hinüber. Erst 20 dann 4 x 25m Abseilen sollen es sein. Sprinter startet. Nach kurzer Zeit höre ich ihn schimpfen. Die 20 m sind vorbei, der nächste Abseilring nicht zu sehen. Er sucht und sucht, nix. Unser 60 m Seil reicht nicht bis zum ersten Absatz der Schlucht, also müssen wir improvisieren. Bei strömendem Regen packe ich das zweite Seil aus, lasse es zu ihm hinab, er sichert sich irgendwie am Fels und zieht das erste Seil ein bis ich die beiden Enden oben verknüpfen kann. Er lässt sich nun ganz hinunter und sieht den nächsten Abseilring auf der gegenüberliegenden Wandseite. Ob wir den ersten Ring übersehen haben oder es noch andere Abseilstände gäbe wissen wir nicht. Egal, ich bin heilfroh dass wir irgendwie weiterkommen. Nun trudeln auch andere Seilschaften ein die weiter oben vom Gewitter überrascht wurden. In der Schlucht sind wir dem Steinschlag total ausgeliefert, wir machen dass wir weiterkommen. Es sind vier weitere Abseiler und jeder einzelne hat überhängende Passagen. Teilweise ist die Schlucht so eng dass ich mit dem ganzen Körper an der nassen Wand entlangschramme. Alles ist glitschig, rutschig, nass. Immerhin, es regnet nicht mehr. Ganz unten ist noch ein Abseilstand an einem Block mitten in der Schlucht, wir sind versucht ihn zu ignorieren, aber nein, auch dieser Absatz ist nicht abkletterbar weil überhängend.

Endlich! Draußen aus der Schlucht und wieder unter mittlerweile wieder blitzblauem Himmel.

 

Fazit: Ich kenne nur den unteren Teil der Tour und hier hat mir die Kletterei eigentlich gut gefallen, ich war allerdings diesmal auch nur Nachsteiger. Die Absicherung ist schlecht und auch die Orientierung nicht immer ganz einfach, speziell ganz unten. Die Topos sind nur ungefähr richtig. Die Tour ist nicht zum Abseilen eingerichtet! Keinem der Stände würde ich mein Leben anvertrauen. Für Auf- und Abstieg sollte man ausreichend Zeit einplanen. 

 

Tipp: in dieser Tour sind Friends, vor allem große, sehr nützlich

 

Topo: Kletterführer "Best of Dolomiten"


„Glückturm Westkante“, Torre Firenze, Wolkenstein, 13 SL, 4+

18.08. 2018 – Turm des Glücks

Was für eine tolle Tour! Der Zustieg ist schon ein Genuss, und obwohl wir uns mitten in einem Touristen – Wanderparadies befinden ist es deutlich weniger tumultig als auf den Pässen rundherum.

Nach einer wenig anstrengenden Stunde erreichen wir den Einstieg der mit einer Sanduhrschlinge und einem Stecken mit Band markiert ist. Von den zwei Seilschaften vor uns bekommen wir anfangs ein paar Steine ab, danach merken wir nichts mehr von ihnen und sind die restliche Zeit allein in der Tour. Jede der 13 Seillängen bietet stress- und angstfreie Kraxelei vom Feinsten. Trotz der Beliebtheit der Tour ist der Fels griffig und kaum poliert. Der „luftige Quergang“ ist mit riesigen Henkeln und einer Rampe versehen, auch die anderen schwereren Stellen bringen nur kurz zum Nachdenken und sind für Dolomitenverhältnisse wirklich leicht.

Die Tour ist alpin abgesichert, die Stände sind meist vorhanden, Zwischensicherungen (so man sie findet) gibt es nur gelegentlich. Trotzdem ist die Routenfindung einfach da man sich immer im Nahbereich der Kante aufhält. Wir nähern uns dem Gipfel, als es zu tröpfeln beginnt. Über dem Langkofel braut sich wieder mal was zusammen. Aber wir haben Glück mit dem Glücksturm – das Gewitter verzieht sich und wir erreichen trocken den Ausstieg.

 

Abstieg: ein Traum wird wahr! Wir steigen in einen Turm ein und auf einer Wiese aus! Am Gipfel findet man sich auf einer Wiesenfläche wieder, gut sichtbar ist der Weg über die Scharte und dann kurz hinauf. Nach wenigen Minuten steht man auf der Stevia – Hochfläche, eine riesige Grasfläche. Wir sind hier direkt hinab (Wegspuren gibt es nicht wirklich, oder wir haben sie nicht gefunden, gehen kann man hier überall) und dann rechts den unschwierigen Weg hinunter.

 

Fazit:  Diese Tour ist kein Nervenkitzler sondern ein Seelenschmeichler. Aufregende Kletterei sucht man vergebens, einen entspannteren Aufstieg auf einen Turm wird man nicht oft finden. Super geeignet für Genusskletterer die keine Lust (mehr) auf dolomitische Überraschungen haben oder einen Kletterurlaub angenehm ausklingen lassen wollen!

 

Topo: bergsteigen.com oder Kletterführer "Best of Dolomiten"


"Punta Alpini", Punta Alpini, Falzaregopass, 7 SL, 5

August 2018

Sommerzeit ist Dolomitenzeit! Leider aber auch Gewitterzeit, weshalb wir längere Unternehmungen vorerst mal aufschieben und uns mit kleinen aber feinen Touren am Falzaregopass die Zeit vertreiben. Die Punta Alpini bei den Falzaregotürmen klingt laut Topo sehr gemütlich, aber bekannterweise sind Zahlen in den Dolomiten ja Schall und Rauch und ich wappne mich vorsichtshalber schon mal für die berüchtigten 4er - Längen - und werde angenehm überrascht! Der Einstieg liegt rechts neben dem der "Dibona" wo sich bereits gezählte sechs Seilschaften tummeln. Wir haben wieder mal Glück und die Tour (fast) für uns, ein Vater - Sohn Gespann das nach uns einsteigt überholt uns elegant indem es einfach ein paar Meter neben uns vorbeiklettert. Der Fels ist in dieser Länge aber auch so perfekt dass man die Linie getrost flexibel gestalten kann. Die Tour selber ist entspannt und wie für mich gemacht an diesem Tag weil ich nicht ganz fit und froh über die angstfreie Kraxelei bin. Sie startet mit einer 5er - Stelle die man aber links umgehen könnte und führt dann über eine kurze Platte zum Stand. Die nachfolgende (leichteste) Länge ist gleichzeitig die unangenehmste: sehr steiles 3er und 4er Gelände bei nicht ganz so bombigem Fels. Es folgt eine supergriffige Länge mit einem leichten, gut zu kletterndem Überhang und eine weitere griffige Länge mit Platte. Der folgende Grat ist, ganz untypisch, sogar mit Bolts gesichert. Die letzten zwei Längen sind für mich purer Genuß, egal wo man hinlangt sind Henkel und Griffe! 

Am "Gipfel" fühlt man sich, umgeben von hohen Zapfen und Türmen, zwar nicht sehr "gipfellike" aber egal, man muss ja nicht immer der Höchste sein und das Panorama ist sowieso ein Traum!

 

Abstieg: irgendwas ist ja immer... nachdem ich nach dieser entspannten Tour schon im Relax - Modus war folgt ein gar nicht relaxter Abstieg. Man folgt erst unschwierig dem kurzen Gratverlauf und gelangt so zur Abseilstelle. Der erste Abseiler hinunter in die Schlucht ist 30m und ich empfehle hier ein 70m Seil. Unseres war 60 m, seilt man direkt hinab langt es, man muss aber etwa 3 Meter zur gegenüberliegenden Schluchtwand queren und dafür war unser Seil zu kurz. Eigentlich kein Problem, aber die gesamte Schlucht ist mit bröseligem Schutt überzogen und man quert hier über einer Felsstufe, hier hätte ich mir noch einen Meter mehr Seil gewünscht. Weiters empfehle ich nachfolgend die 2 x15 m Abseilvariante, dann kann man beim letzten Abseiler bis ganz hinunter seilen und spart sich das abklettern über den rutschigen Schutthaufen. Man wird zwar vermutlich ein paar Steine mitnehmen, das lässt sich aber auch beim Abklettern kaum verhindern. Nun gelangt man auf den Weg der auch noch mal ein paar interessante Kletterstellen beinhaltet und ist nach etwa 15 Minuten wieder auf Höhe des Einstiegs

 

Fazit: eine Dolomitentour die ich einem Dolomitenneuling mit gutem Gewissen empfehlen könnte, wobei die Gestaltung der Tour zugegebenermaßen nicht sehr typisch ist:

a) der Einstieg ist mit einem roten Dreieck (in etwa 2 Meter Höhe) markiert, man kann also sicher sein die richtige Tour erwischt zu haben (nicht selbstverständlich in den Dolomiten)

b) der Routenverlauf ist rot markiert (!). Sprinter findet das übertrieben, ich finde das ist mal eine noble Abwechslung (und hätte uns in der Kasnapoff viel Zeit gespart)

c) die Schwierigkeitsbewertung ist ausgesprochen human, wer einen (österreichischen) 5er klettert hat hier sicher kein Problem (vorausgesetzt er braucht nicht jeden Meter einen Bolt)

 

Tipp: man kann den Rucksack am Einstieg deponieren

 

Topo: Kletterführer „Best of Dolomiten“


"Dibona", Großer Falzaregoturm, Falzaregopass, 10 SL, 6-

Juli 2018

Die Dibona - ein kleiner Wolf im Schafspelz! Schaut laut Topo recht gemütlich aus und entpuppt sich dann als durchaus fordernde Unternehmung. Schon der Einstieg lässt mich vermuten dass hier die 4er Längen knackig werden könnten. Bis zur 6. Länge ist es eher die Absicherung als die Kletterei die die Schwierigkeiten ausmacht, obwohl durchaus ein paar knifflige Klettermeter dabei sind. Ich leide mit Sprinter mit, der immer wieder auf der Suche nach Haken und Bolts ist. Davon abgesehen dass es derer nicht allzu viele in der Tour gibt sind sie auch noch rostbraun. Teilweise sieht man sie erst wenn man sie direkt vor der Nase hat (oder auch nicht). Die Platte in der 6. Länge ist dann richtig steil und mit Sicherheit eine der schwereren 5er. Hier kommt dann auch der erste nicht so angenehme Stand. Der folgende "luftige Quergang" ist wiederum gar nicht so schlimm, die vielen Henkel nehmen mir die Angst vor einem ungeplanten Pendler. Es folgt eine weitere 4er Länge die zum Ende hin schon eher am 5er kratzt. Nun kommt die Piaz - Verschneidung, die sich zwar erstaunlich gut klettern lässt, mit 3 Haken auf 25 m aber auch nicht gerade übernagelt ist und mobile Sicherungen lassen sich in dieser Länge kaum anbringen. Der letzte Stand ist für mich die größte psychische Herausforderung: sitzend auf der großen Schuppe mit einem Haufen Luft unterm Hintern oder unbequem hängend. Ich entscheide mich für die Hängevariante, zu viel Luft bekommt mir nicht. Die Schlüsselstelle ist ein kurzer Überhang gleich am Anfang, sie ist aber gut gesichert und nur kurz schwer. Noch ein paar Meter steil hinauf und dann, immer leichter werdend, Richtung Gipfel, dann sind die 10 Seillängen geschafft.

 

Abstieg: nach einigen Metern am Gipfelgrat gelangt man zur Abkletterrinne (Stellen 3). Von oben sieht die richtig übel aus, das liegt aber daran dass man in die dahinterliegende Schlucht sieht, quasi eine optische Täuschung. Die Rinne lässt sich gut abklettern, allerdings ist sie relativ brüchig. Anschließend folgt man den Markierungen, immer wieder gibt es leichte Kletterstellen, ausgesetzt ist es aber nirgends. Insgesamt ein "ok" Abstieg.

 

Fazit: Ein viel begangener Klassiker am Falzaregopass! Am Vormittag gibt es hier oft Gedränge, wir sind mittags eingestiegen und hatten die Tour quasi für uns allein. Manchmal lässt sich vom Namen der Tour schon der Charakter derselben erahnen - der Herr Dibona war nämlich ein wilder Hund, diese Tour hat er mit über 50, in Bergschuhen und mit Sohn und Gast im Schlepptau erstbestiegen! Eine gute Tour um zu sehen welchen Schwierigkeiten man in den Dolomiten gewachsen ist. Sicher nichts für Einsteiger, ein bisschen Dolomitenerfahrung sollte man mitbringen und auch kein Problem damit haben wenn die letzte Sicherung viele Meter unter einem und die nächste noch nicht in Sicht ist.

 

Topo: Kletterführer "Best of Dolomiten" (kommt von der Bewertung und den Zeiten eher hin als das von "bergsteigen")


„Kasnapoff“, Zweiter Sellaturm, Sellapass, 12 SL, 5

Juli 2018

Die „Kasnapoff“ trägt diesen gar unitalienischen Namen weil sie von einer ungarischen Gräfin mit ihrem Bergführer – Liebhaber erstbegangen wurde.

Es ist unser Einstieg in die Sellatürme und eine der leichtesten Routen am zweiten Sellaturm. Sie startet nahe einer Gedenktafel und führt unten im Nahbereich der Kante und ganz oben direkt am Grat zum Gipfel. Die Kletterei ist nie sehr schwierig, nur die wenigen 5er – Stellen sind kurz etwas fordernd. Eine größere Herausforderung ist da schon die Routenfindung – andere Touren im Nahbereich und zahlreiche Varianten (oder Verhauer?) anderer Seilschaften führen uns immer mal wieder in die Irre. Ich bin ausgesprochen erstaunt dass wir trotzdem das zeitliche Limit (5 Stunden) ziemlich gut eingehalten haben. Vermutlich wurde hier das Orientierungsproblem schon in die Zeitvorgabe eingerechnet. Eine auch für mich sehr genussvolle Tour, nur der Stand nach der 9. Länge kratzt kurz an meiner Psyche: in einer Nische die fette Sanduhr, ich außerhalb hängend, bequem ist anders. Die letzten zwei Längen führen über den Grat, hier gibt es keine Sicherungen mehr, diese kann man auch gut am laufenden Seil gehen.

 

Abstieg: der Abstieg ist verhältnismäßig unspektakulär. Erst ein kurzer Abseiler, anschließend abkletternd und absteigend den Steigspuren folgen – so trifft man auf den Normalweg des ersten Sellaturmes. Wir sind diesen Teil am kurzen Seil gegangen, es gibt oben immer wieder Sicherungsmöglichkeiten (Haken, Sanduhren). Auf idyllischen Wiesen geht es dann zurück zum Parkplatz.

 

 

Fazit: zu Recht eine beliebte Tour! Der kurze Zustieg, die recht leichte Tour und der nicht zu anspruchsvolle Abstieg ermöglichen ein insgesamt sehr entspanntes Turm – Erlebnis. Wir sind am späteren Vormittag eingestiegen und so dem Ansturm entgangen.

 

Topo: Kletterführer "Best of Dolomiten"


"Hexensteinkante", Hexenstein, Falzaregopass, 6 SL, 4+

Juni 2017

Die "Hexensteinkante" fällt zwar nicht unbedingt in die Kategorie "ausgefallene Klettereien", ist aber als Einstimmungs- oder Schlechtwetteroption durchaus erwägenswert. Meine Befürchtung, dass wir hier ständig in luftiger Kletterei unterwegs sind bewahrheitet sich nicht. Zwar führen die ersten Längen über die Kante aber die Luft um mich herum hält sich in Grenzen. Die Kletterei ist selten schwierig, teilweise ist die Tour aber schon arg abgespeckt. Nur die letzte Länge ist eine kleine Spur anspruchsvoller (weil glattgeklettert), hält man sich eher in der plattigen Wand und nicht direkt am Riss ist es etwas rauer.

 

Hat man die letzten (und schwersten) Meter hinter sich findet man sich plötzlich inmitten von Turnschuhtouristen wieder - die Tour endet am Gipfelkreuz wo sich üblicherweise viele Spaziergänger vom Normalweg kommend finden.

 

 

 

Abstieg: der Abstieg über den Normalweg ist nicht schwierig aber ausgesprochen nett zu gehen! Was von unten überhaupt nicht ersichtlich ist: der Weg führt durch in den Berg gehauene Gräben (Kriegsrelikt), man darf sich also nicht wundern wenn man niemanden den Berg hinauf- oder hinuntergehen sieht, dann aber massig Menschen am Gipfel sind.

 

Fazit: eine gemütliche Tour und ein interessanter Abstieg. Perfekt für einen "Ruhetag" oder als Einstimmung für schwierigere Unternehmungen. Die Tour ist dementsprechend beliebt und leider auch überlaufen.

 

Tipp: am Hexenstein gibt es auch einen Klettergarten

 

Topo: bergsteigen.com


"Cinque Torri", Falzaregopass

Juni 2017

Die Cinque Torri sind vom Falzaregopass in etwa 20 min mit dem Auto erreichbar. Sie eignen sich hervorragend wenn man mal einen Tag „Pause“ von langen Zu- und Abstiegen braucht. Die Türme sind auch für Dolomiteneinsteiger geeignet, da sie verschiedenste Schwierigkeitsgrade bieten.
Die Kletterei ist naturgemäß meist ausgesetzt, Abstiege erfolgen mittels abseilen, oft überhängend, hier sollte man auf alle Fälle versiert sein. Die Absicherung ist je nach Tour unterschiedlich und reicht von sehr alpiner (=abwesender) Absicherung bis zu sehr gut abgesicherten Sportkletterrouten. Auch für unsicheres Wetter geeignet (dann eben eine entsprechend kurze Tour wählen).

Im August ist der Weg zum Rifugio gesperrt, man muss dann die Seilbahn nehmen oder zu Fuß gehen. Allerdings ist der August sowieso nicht zu empfehlen da komplett überlaufen.

Wir haben uns für folgende Touren entschieden:

 

 

„Via delle Guide“ (Bergführerweg), Torre Grande, 4+, 4 SL

 Super zum Eingewöhnen und um abzuchecken ob man sich an schwierigere Touren heranwagen will. Vom Boden zum ersten Haken ist schon mal ein ordentlicher Abstand. Wer den geklippt hat braucht sich vor der restlichen Tour nicht mehr zu Fürchten. Die Absicherung ist mäßig, größtenteils zum Selberabsichern.

 

Topo: bergsteigen.com

 

 

„Via Miriam“, Torre Grande, 5, 8 SL

Die Schwierigkeiten der Miriam sind zwar nicht besonders hoch (angegeben), die erste Länge ist aber schon sehr abgespeckt und fühlt sich eher wie ein 6. Grad an. Die Absicherung wird nach der ersten Länge auch immer dürftiger, der Vorsteiger sollte auf alle Fälle Erfahrung im alpinen Gelände und eine große Portion Entschlossenheit mitbringen. Wir haben die angegebene Abseilvariante verpasst und letztlich wieder über die Hinterseite (wie Bergführerweg) abgeseilt.

 

Topo: bergsteigen.com

 

 

„Pompanin“, Torre Lusy, 4, 5 SL

Ebenfalls eine tolle Einsteigertour, aber im Vergleich zum Bergführerweg besser abgesichert. Man kann oben auch einem Minipfad um den „Gipfel“ folgen und so die letzte Seillänge sparen und direkt zum Abseilstand gelangen. Achtung auf ein ausreichend langes Seil (70m oder Doppelseil), der Abseiler ist durchwegs überhängend. Super um sich auf die anderen „Torri“ einzustimmen!

 

Topo: bergsteigen.com


„Via del Buco“, Lagazuoi Pizo, Falzaregopass, 15 SL, 4

Juni 2017

Die „Via del Buco“ ist ein verhältnismäßig leichter Anstieg auf den Lagazuoi und ist unsere erste längere und alpin abgesicherte Tour in diesem Gebiet. Es geht recht konstant im 4. Grad hinauf, klettertechnische Überraschungen gibt es wenige, die Routenfindung ist aber nicht immer einfach.

Nach den ersten 9 Seillängen hat man die Möglichkeit über den Kaiserjägersteig wieder abzusteigen oder den 2. Teil der „Buco“ dranzuhängen. Weil das Wetter ausnahmsweise mal stabil wirkt wollen wir ganz hinauf. Der Einstieg des zweiten Abschnittes ist gut zu finden, man folgt ein Stück dem Kaiserjägersteig aufwärts, die Tour ist angeschrieben und mit einem goldenen Bolt markiert.

Die Routenfindung im zweiten Teil ist dann nochmal ein Stück schwieriger. Es gibt kaum mehr Zwischensicherungen und auch den Stand finden wir nicht immer. Das Gelände ist oft schrofig, die Linie geht relativ gerade hinauf, wenn man die kompaktesten Wandstellen wählt liegt man zumindest nicht ganz falsch.

Nachdem man nun doch einige Zeit recht einsam im Fels verbracht hat gibt es beim Ausstieg einen kleinen Kulturschock – der ist nämlich nur wenige Meter neben der Seilbahnbergstation, oben wimmelt es von Touristen. Egal, wir wissen dass wir uns den „Lagazuoi“ aus eigener Kraft erarbeitet haben – ein tolles Gefühl!

 

Abstieg: wieder prüfen wir den Himmel nach Gewitterwolken – es schaut gut aus und so können wir uns jetzt (anstelle der Seilbahn) zwischen dem Abstieg über den Kaiserjägersteig oder den Weg durch den Stollen entscheiden. Wir wählen den Stollen um etwas Kultur in unser Kletterdasein zu bringen.

Kurz steigen wir noch im Tageslicht hinab, dann geht es in den Stollen der im 1. Weltkrieg in den Berg gebaut wurde. Ist es draußen hell kann man eventuell auf die Stirnlampe verzichten, dann fällt genug Licht durch die zahlreichen „Gucklöcher“. Bei Dämmerlicht oder Schlechtwetter ist die Lampe aber durchaus nützlich. Nach etwa einem Kilometer kommen wir wieder an die Sonne und es geht den restlichen Weg übereinen Steig bis hinab zum Pass.

 

Fazit: fast möchte man die Tour als Genusstour bezeichnen, wäre da nicht die doch sehr alpine (unten) bzw. fehlende (oben) Absicherung. Im zweiten Teil gibt es wenige schöne Klettermeter, oft ist es eher Schrofenkraxelei. Trotzdem eine schöne Tour mit einem tollen Abstieg!

 

Topo: bergsteigen.com