„Rucola“, Martinswand, Karwendel, 7 SL, 6-

Juni 2019

 

Endlich mal wieder die Gelegenheit für eine Solounternehmung – gemeinsam mit Peter, der sich zwar anfangs immer ein bisschen ziert, dann aber voller Begeisterung bei der Sache ist:).

 

Die Tourenwahl obliegt natürlich mir und ich entscheide mich für die Rucola weil sie eine der wenigen Vorbaurouten ist die noch keine komplett abgeschmierten Stellen hat.

Ein früher Start macht in dieser Jahreszeit temperaturtechnisch Sinn, das wissen nicht nur wir und obwohl wir schon um halb neun beim Einstieg sind haben wir jemanden vor uns und bald auch hinter uns.

 

Peter ist offensichtlich hochmotiviert, denn es dauert nur Sekunden bis er sich zum Vorstieg der ersten Länge entscheidet. Wenn man bedenkt dass Peter hauptsächlich Hallen- und Klettergartenkletterer ist und die erste Länge noch ziemlich nass ist... Respekt!

 

Wir kommen erstaunlich flüssig weiter – 2. Länge ich, 3. Länge wieder Peter, die restlichen Längen steige nur mehr ich vor.

 

Natürlich bin ich die Rucola schon mal geklettert, die Schlüsselstelle habe ich aber irgendwie verdrängt und kurz werde ich ein bisschen nervös. Überhänge, auch wenn sie nur kurz und gar nicht soo überhängend sind, sind meine Sache nicht. Hier hilft nur die Devise „nicht denken – klettern“.

Sie ist nämlich eigentlich gar nicht so schwer, es gibt reichlich Tritte und Griffe, nur vermisse ich hier noch eine Sicherung. Kopfsache eben.

 

Noch zwei Seillängen und wir sind oben, beim Aussteigen ist etwas Vorsicht geboten weil Schrofengelände.

 

Abstieg: ich weiß es ist sehr verlockend hier abzuseilen – bitte tut es nicht! Föhn, Gemsen, Kletterer weiter oben, man ist sowieso in der ganzen Tour schon einem gewissen Steinschlagrisiko ausgesetzt und es ist unmöglich beim Abseilen über teils brüchiges Gelände nichts herunterzuschmeissen.

Der Abstieg von den Vorbaurouten ist zwar kein Forstweg aber mittlerweile gut hergerichtet und ohne Probleme machbar. Die „Rucola“ endet dort wo einige obere Touren (Kraftlackl, Ostriss...) beginnen. Die ersten Meter sind seilversichert (Selbstsicherung am Gurt hilft hier enorm), dann geht es den gut markierten Steig entlang. Einmal noch eine kurze Kletterstelle nach oben (mit Seilversicherung, 1-2) und bald ist man im sicheren Gelände.

 

Fazit: die „Rucola“ ist eine der angenehmsten Vorbaurouten und super geeignet um sich auf alpinere Unternehmungen einzustimmen. Sie ist nie ausgesetzt, gut abgesichert und mit sieben Seillängen nicht zu kurz und nicht zu lang. Standkommandos sollte man vor dem Einsteig nochmal durchbesprechen, nicht immer ist man in Sicht- oder Hörweite des Seilpartners. Zusätzlich absichern muss man nicht, ein paar Bandschlingen dabeizuhaben ist aber kein Fehler. Die Bohrhaken springen nicht immer ins Auge, sind aber da wenn man sie braucht. Sehr empfehlenswert!

 

 

Fazit Peter: Sieben Seillängen, moderate Schwierigkeiten, und die erste längere Tour in diesem Jahr. Sollte machbar sein...

Die Alpinschnecke hat mich für die erste Seillänge gleich zum Vorsteiger bestimmt, was der leichten Nervosität noch zusätzliche Nahrung verschaffte.
Die Dreierseilschaft hinter uns tat ihr übrigens...

Nun, erste Länge, nasser Fels, gelbe Hose. Ob das nun „Angst-Pipi“ war, sei der Fantasie des Lesers überlassen. Überraschenderweise ging es doch recht gut, der Stand war erreicht. Nach anfänglicher Fummelei und Blödheit meinerseits mit dem Standplatz konnte Alpinschnecke bald nachsteigen.

Die zweite Seillänge durfte ich im Nachstieg bewältigen. Der Fels war trocken und griffig, die Hose...immer noch gelb.

Seillänge Nummer drei wieder im Vorstieg: In der Hoffnung, die Kletterei nicht mit der Suche nach Bohrhaken verbringen zu müssen, versuchte ich mir die Topo vorher
einzuprägen. Nach dem Strickmuster „zwei links, drei rechts, einer nach oben und Stand“ erkundete ich die Wand und fand... keine Haken.... nichts... zumindest nicht dort, wo mein photographisches Gedächtnis dachte sie müssten sein. Es muss wohl am Licht gelegen haben, oder daran, dass wir langsam wie Schnitzel in der Pfanne in
der Wand gebraten wurden.... aber die Bohrhaken waren nicht zu finden. Bis... ja bis einer nach dem anderen direkt vor meiner Nase auftauchte.

Die restlichen Längen durfte ich nachsteigen, und Alpinschnecke konnte sich mit den „Camouflage Bohrhaken“ beschäftigen. 
Sie bewältigte die einzig schwere Stelle der Route auch mit Bravour, während ich fast nach oben gezogen wurde....

Die Dreierseilschaft hinter uns hatte wohl auch leichte Probleme. Dachte ich erst, wir wären zu langsam für die Truppe, wurden sie nicht mehr von uns gesehen.

Nach einer kurzen Rast am Top ging es auch schon an den relativ gut markierten Abstieg.

Am Parkplatz angekommen beschlossen wir, den genialen Tag mit gutem Essen zu beschließen.

Mein Fazit: Wunderschöne Tour, geniale Partnerin, jederzeit wieder. Vielleicht noch etwas früher in die Wand einsteigen um möglichst keine Seilschaft über den Köpfen zu haben....

 

Topo: bergsteigen.com