„La Fiamma – die Wand“, Parete di Padaro, Padaro, 7 SL, 6+

November 2019

Gastbeitrag von „der besseren Schnecken-Hälfte“ da diese durch übermäßiges „Schulbankdrücken“ weder zum Klettern (was sehr traurig ist) noch zum Schreiben (was jetzt nicht ganz so traurig ist) die Zeit findet. Also heute mal ein Eintrag im „Nicht-Schnecken-Stil“.

Nach der gestrigen „Plaisir-Tour“ (Franzundnochwas …) gibt es am zweiten Tag wieder mal was „richtiges“! Ehrliches Klettern statt Gummistiefelwandern. Und wo findet man das um Arco immer mit Sicherheit? Natürlich in Padaro. Hier haben Grill & Co den großen Sack mit den vielen Bolts gleich zu Hause stehen lassen und stattdessen Mut & Kühnheit eingepackt. „Unsere“ Wahl fällt auf die Fiamma. Nicht zu lang – dafür aber mich Sicherheit spannend. Und wir werden, wie erwartet, nicht enttäuscht.

Nachdem wir die ersten zwei Längen auf die Fiamma selbst ja schon mal gemacht haben, und Teile von uns diese Längen NICHT MEHR KLETTERN WOLLEN starten wir also gleich mit Länge drei. (Nach den Längen 1 & 2 befindet man sich auf einem Vorturm und seilt nach hinten zum Einstieg in Länge drei ab).

Da wir (leider) schon wieder ewig nicht in Padaro geklettert sind versäumen wir auch gleich den Abzweiger zu diesem Einstieg und landen am Vorturm. Also startet dieser Klettertag mit einem Abseiler zum Einstieg. Hüfttief im Laub stehend.

Die erste Länge ist noch recht gemütlich und geht über eine steile Platte gerade zum Stand an einem Baum. Der Fels ist anfangs noch leicht bröslig wird dann aber gleich wunderbar griffig. Dann kommt die kurze Pendelquergangslänge mit dem Stand auf gleicher Höhe dem ersten. Die Schnecke macht das diesmal mit dem Doppelseil gleich richtig und wir kommen weiter. [Exkurs zu einem anderen Pendelquergang: wenn man sich das Pendeln ersparen will und eine gaaaaanz lange Schlinge durchfädelt sollte man diese sehr sorgfältig durchfädeln – sonst bleibt diese in der Pendelstelle zurück]  Die nächste Länge sollte nun die spannendste sein: eine steile Schuppe, die Anfangs eher einer Verschneidung gleicht. Auf den 30 Metern befindet sich genau eine Sicherung vor Ort: eine Miniatursanduhr in Fingerstärke. Unglaublich wie langsam man werden kann wenn man das ganze Jahr nicht in selbst abzusichernden Touren am Weg ist … aber irgendwann erreicht man dann doch mal den (sehr bequemen) Stand. Auch in der nächsten Länge macht man nicht wirklich Höhenmeter – diese besteht aus einem 25 Meter Quergang und geht dann noch zehn Meter gerade hoch. Eigentlich geht sie sogar noch gute 10 Meter weiter rauf bis in die Höhle, doch das bemerkten wir erst später. Der Quergang ist toll zu klettern und hat in der Mitte eine kurze, etwas knifflige Stelle. Hier ist die Absicherung sehr gut mit vielen Sanduhren. Den leichten Quergang auf dem Band unter dem Überhang steigt die Schnecke vor. Immer weiter – auf Zurufe wie gewohnt keine Antwort (ich hab noch NIEMALS eine Antwort auf meine Rufe erhalten …) – irgendwann geht das Seil zu Ende und ich steige einfach nach. Der Stand ist dann direkt unter einem überhängenden Riss und die Wand geht gleich steil noch ein gutes Stück weiter – GEIL!!

Der Schnecke gefällt der Anblick nicht so gut – oder sie verbirgt ihre Begeisterung einfach besser?!

Los geht’s! Die ersten zwei Meter überwindet man mit den 2 Bolts – dann erreicht man schon den Riss und die Kletterei startet. Der Riss ist sehr griffig und schön steil. An dessen Ende gibt es einen Bolt – davor sollte man aber zumindest 1-2 Sicherungen selbst anbringen – sonst landet man am Band. Nach dem Bolt geht es gerade hoch an eine Schuppe. Diese ist aber so breit, dass man sich das Legen von Sicherungen getrost ersparen kann. Dieser Schuppe folgt man dann nach rechts – super Griffe, kleine Tritte, keine Sicherungen bis zum Ende. Dort ist ein Normalhaken. Noch über einen kleinen Bauch rüber und man befindet sich im flacheren Gelände.

In dieser Länge hat die Schnecke jetzt auch mal was zu tun. Der Geschwindigkeit nach in der sie klettert genießt sie jeden Meter! Habs doch gewusst – auch sie ist begeistert! … aber sie schafft es!

Dann geht’s über Platten und einen Bauch weiter nach oben. Auch hier gibt es nur am Anfang eine Sanduhr. Dann bleibt einem die klettertechnische Freiheit bis weit nach oben. Sicherungen gibt’s hier keine – ausser den eigenen. Ganz am Ende zieht die Länge dann nach rechts auf ein Band mit einem Baum. Wieder ein superbequemer Stand. Hier geht es dann eine kaminartige Verschneidung mit recht glattem Fels rauf – Überraschung: ohne Sicherungen – ein Uralthaken aus Grills-Opazeiten mal ausgenommen. Nach dem Kamin zieht die Länge fast waagerecht nach rechts. Lässig an grossen Löchern die teilweise extrem weit auseinander sind. Wieder hoch zum Stand an Bäumen bzw. an 2 sehr kleinen Sanduhren. Auch die Schnecke muss ihre Fühler mal ganz ordentlich ausfahren um die Löcher zu erreichen.

Die letzte Länge startet mit einer steilen Platte und legt sich im oberen Teil dann zurück. Hier ist der Fels sehr geschlossen und man sieht nur eine Sicherung weit oben. Beim Klettern ergeben sich dann aber in diversen Rissen doch Möglichkeiten auch diese Längen vernünftig abzusichern. Toll bis zum Ende. Dieses befindet sich am Band direkt rechts vom ersten Abseiler der Abseilpiste. Tolles Erlebnis – coole Tour und wahrscheinlich wegen der doch recht „anregenden“ Absicherung noch kein bisschen abgeklettert. Super!

Und beim Abseilen probiert es die Schnecke mal mit Prusik statt einer helfenden Hand von unten und ist begeistert. Wie viele Hände man da plötzlich frei hat! Bezüglich einer ordentlichen Seilführung beim Abseilen hat sie ja bei ihrer letzten Solo-Tour schon was dazugelernt. 

 

Fazit „Schnecke“: Padaro – das heißt für mich: kurzer Zustieg, schwere Touren und Adrenalin beim „Abstieg“. Ich bin also etwas voreingenommen was Padaro angeht und klettere dort nur im Tausch gegen Plaisirtouren. Allerdings ist die „Flamme“ so übel nicht, vor allem wenn man die ersten Längen schon vor langer Zeit hinter sich gebracht hat. Eigentlich gibt es nur eine Länge die wirklich grauslig ist: die Schlüsselseillänge, die ich mich mit der Eleganz eines nassen Sacks hinaufgekämpft habe, steil und ohne Schummelmöglichkeiten nach den ersten zwei Bolts.
Leicht und fast schon eine Sehenswürdigkeit ist dagegen der Spaziergang durch die Eremitage, sehr zu empfehlen für schwächere Nachsteiger die auch mal eine Länge vorsteigen wollen.
Mein persönliches Highlight war tatsächlich das Abseilen mit Prusik (keine Ahnung warum ich das vorher immer als „brauch ich nicht“ abgetan habe....).

Die "Flamme" - eine Tour für starke, erfahrene Kletterer und (leidens)willige Nachsteiger!

Topo: klettern-sarcatal.com

 


„Via la fiamma“ - Vorbau, Parete di Padaro, Padaro, 2 SL, 6

Feber 2019

Padaro – eindeutig ein Gebiet für das ich ambivalente Gefühle hege, weil die Touren dort deutlich über meinem Niveau liegen und die eindrucksvolle Abseilpiste immer wieder für einen flaues Gefühl im Magen sorgt. Andererseits ist der Zustieg kurz, die Ausrichtung winterfreundlich und der Abstieg mittels Abseilen schnell und vergleichsweise bequem.

 

Somit stehen die Chancen mich zu einer Tour dort überreden zu können 50:50. Diesmal hat Sprinter es geschafft, und die „Fiamma“ ist ja auch „total leicht“. Aha.

 

Wenn man sich das Topo anschaut sticht sofort der sehr eigenwillige Tourenverlauf ins Auge. Es gibt zwei Abschnitte, erst den Vorbau ( die „Flamme“), von dort seilt man wieder ab und landet dann beim Einstieg in die Hauptwand. Beim Zustieg (von der falschen Seite) müssen wir an genau diesem Einstieg vorbei, meine Frage, ob wir uns die „Flamme“ nicht sparen wollen und gleich direkt hier einsteigen wird mit den Worten „den Vorbau haben wir fix, der ist ganz leicht, unten nur 4“ ignoriert. Ein paar Meter weiter unten stehen wir vor ebendiesem, vorgelagert ein Pfeiler von dem aus man auf die Wand hinüberspreizen muss. Mir gefällt das gar nicht. Ich musste schone einige Spreizschritte absolvieren und immer war es blöd. Hier aber ist mir schleierhaft wie ein normal großer Mensch überhaupt auf die andere Wand hinüberreichen soll. Gespannt beobachte ich also Sprinter. Den Pfeiler hinauf geht es relativ schnell, nachdem er oben die Schlinge eingehängt hat versucht er den Spreizschritt. Hoffnungslos, also wieder herunter, irgendwie von unten den Bolt eingehängt, wieder hinüber und dann (jetzt von oben gesichert) hinübergeschwungen. Klingt kompliziert, ist es auch und sicher nicht der Ursprungsgedanke eines „Spreizschrittes“. Mir gefällt das gar nicht (erwähnte ich das schon?). Wenn Sprinter mal technisch klettert bedeutet das nichts Gutes. Von „leicht“ kann also keine Rede sein, von „fix“ schon gar nicht. Sprinter ist jetzt am Stand, ich bin an der Reihe. Ich kürze an dieser Stelle ab: die Länge ist richtig dumm. Ich schaffe es zwar hinüber und hinauf, mit Klettern hat das ganze aber rein gar nichts zu tun und am ersten Stand habe ich die Schnauze schon voll.

Die zweite Länge geben wir uns aber noch. Es geht eine steile Verschneidung hoch, nur ein Normalhaken findet sich hier bis man nach rechts quert, man kann hier aber gut Friends setzen. Ich quäle mich nach oben, steil ist es hier, sehr steil, und außerdem beengt. Es kostet richtig Kraft. Ich bin fast froh als es bei dem Baum hinüber geht, dann folgt noch eine zugegebenermaßen griffige Platte und ich stehe oben. Die Lust an der restlichen „Fiamma“ ist mir total vergangen, wir seilen die 20m ab und machen uns auf den Rückweg.


Fazit: wie haben 2 Stunden für diese Einlage gebraucht. Es geht mit Sicherheit schneller, wobei ich glaube dass die meisten wohl direkt am oberen Einstieg starten und sich die Flamme sparen. Der Spreizschritt ist für kleinere Menschen kaum machbar. Ab 1,80 wird das ganz okay sein, sind wir aber nun mal nicht. Nach dem Spreizschritt ist der Fels glatt, leicht finde ich diese Länge auf keinen Fall (ist ab der Hälfte auch 6). Die zweite Länge ist schwer und schlecht abgesichert. Rein psychologisch ist die Tatsache dass man nach zwei schweren (und für mich nicht schönen) Längen wieder abseilt und dann erst beim Einstieg ist auch nicht optimal. Wenn ich mich schon quäle will ich wenigstens nach oben! Möglicherweise folgt demnächst „La fiamma“ - Hauptwand, dazu muss ich aber unbedingt fitter werden.

 

 

Topo: arrampicata-arco.com


„Apollo“, Parete di Padaro, 9 SL, 6+

September 2018

Irgendjemand hat uns Padaro mal als Gebiet empfohlen wo man durchaus auch an heißen Tagen klettern kann weil dort „immer ein Lüftchen weht“.  Obwohl wir schon einmal eines Besseren belehrt worden sind trauen wir uns nochmal und ich kann jetzt mit Sicherheit sagen: ja, es weht dort immer ein Lüftchen. Leider erst in den letzten Längen, wenn man schon längst zur Dörrpflaume mutiert ist.

„Wir“ wählen die „Apollo“ (ich hätte ja eher zur „Rampa“ tendiert), aber mein Gott, eine 6+ Stelle, so wild kann das nicht sein und außerdem wird hier „weich“ bewertet (laut Sprinter [wann lerne ich eigentlich dazu?]).

 

Der Zustieg zur „Apollo“ ist kurz, was toll ist, leider ist man so für die erste Länge noch überhaupt nicht warm. Sie startet mit einem interessanten 4er und geht dann in einen rasanten 6er über. Ein steiler 6er der mich Kraft kostet. Ich denke wieder mal darüber nach vielleicht demnächst eine Diät zu starten, vielleicht hülfe das?

Ich trete die Flucht nach vorne an und steige die zweite Länge vor. Rustikal nach oben und dann über eine wirklich coole Tropflochplatte nach links. Es ist heiß und leider ist der Stand mitten im Fels in praller Sonne. Die nächste Länge führt über korallenüberzogenen Fels nach oben und dann weiter nach links. Es wird hier etwas glatter bevor es wieder nach oben geht. Nun ist man bei dem von unten sichtbaren Band. Ein beherzter Schritt nach links und endlich ein Stand im Schatten in einer Nische. Höchste Zeit, denn natürlich haben wir (Gewicht sparen!) wassertechnisch wieder mal äußerst knapp kalkuliert. Von hier hat man auch einen tollen Blick auf den Gardasee.

Weiter geht’s nun auf dem Band, ein paar spannende Meter auf relativ glattem Fels, im zweiten Teil aber tolle Kletterei. Diese 6er Stelle finde ich wirklich „weich bewertet“. Jetzt aber kommt die Schlüsselseillänge, und hier zeigt sich wie unterschiedlich 6er sein können. Eine steile Rissverschneidung . Das mit der Diät erwähnte ich schon? Es ist wirklich eine Quälerei für mich, ähnlich wie beim Zusteigen: bis zu einer gewissen Steigung ist alles top, alles darüber hinaus wird zur Mühsal. Endlich oben bin ich ausgepowert.

Die nächste Länge wird Sprinters Schlüssellänge. Eine Verschneidung nach oben, der erste Bolt ist in etwa 10 Meter Höhe, davor ist nichts. Sprinter platziert  eine ganze Reihe Friends in den Rissen, vertrauen tut er ihnen nicht. Bis zum Bolt lässt er einen Haufen Nerven liegen. Im Nachstieg ist die Länge okay und wesentlicher leichter als die davor. Noch drei Längen und endlich weht uns auch das Lüftchen um die verschwitzten Körper. Eine nicht allzu schwierige Querung über eine Platte endet bei einem bequemen Stand. Die vorletzte Länge führt steil über eine Platte nach oben und wird dann immer leichter. Der letzte Stand ist im Schatten unter einem Rampenwulst. Die letzte schwere Stelle ist der Aufschwung auf die Rampe, sobald man mit beiden Beinen auf der Rampe steht sind die Schwierigkeiten vorbei.

 

Abstieg: da wir hier schon mal eine Tour gemacht haben bin ich auf den Abstieg vorbereitet. Er ist eigentlich sehr bequem, sofern man auf Abseilen steht. Von dieser Tour geht es erst kurz auf einem Steig nach oben und dann links wieder nach unten. Achtung: für die Tour, jedenfalls aber für den Abstieg ist ein Doppelseil notwendig! Nun ist man bei der ersten Abseilstelle. Die 25 Meter kann man noch mit einem Seil abseilen, der erste Abseiler ist leicht überhängend. Nun geht es nach rechts, wieder einem Steig entlang, dann nach unten. Es sind hier immer wieder Passagen zum Abklettern, die schwierigste Stelle ist mit Sanduhrschlingen versichert.

Nun kommt der zweite Abseiler, 35 Meter gerade hinunter aber nicht überhängend. Der letzte Abseiler startet ein paar Meter rechts. Es geht ein paar Meter eine Platte hinunter und dann verliert man für die nächsten 40 Meter den Boden unter den Füßen. Für den letzten Part sollte man Abseiltechnik beherrschen, man muss nämlich am Ende eine kleine Schlucht überwinden und landet auf einem abgespaltenen Felsen. Von dort klettert man noch ein Stück ab und ist nach wenigen Minuten wieder auf dem Zustiegsweg.

 

 

Fazit: anspruchsvolle Tour mit teilweise heiklen bzw. schlecht abgesicherten Passagen. Die Standplätze sind mit Ringhaken ausgerüstet, dazwischen ebenfalls gelegentlich Ringhaken und Sanduhrschlingen, selten Normalhaken. Für sehr heiße Tage ist das Gebiet nicht geeignet. Doppelseil ist zwingend notwendig. Abseilen und Abklettern sollte man beherrschen.

 

Topo: klettern-sarcatal.com